Eine Geschichte erzählt von Patrick

Dienstag, 18. März 2025

„Der Kreider“ bringt positive Botschaften auf die Straße

Ein Ingenieur, eine Idee und unendliche Möglichkeiten für mehr Mut

Sven ist ein Tüftler, wie man ihn sich vorstellt. Tagsüber arbeitet er als Ingenieur und wenn der Familienvater nicht anderweitig gebraucht wird, schraubt er in seiner Freizeit im Keller-Hobbyraum an Erfindungen, genauer: an Maschinen, die leicht aber wirksam Botschaften kreiden können. Den Wunsch „WÄHL LIEBE <3“ brachte er am Wochenende der Bundestagswahl auf die Straße und wer ihm auf Bluesky folgt, kann sich über weitere Aktionen informieren. Vor allem soziale Botschaften („WIR STATT ICH“), Schulhofverschönerungen oder Kreide-Aktionen bei Klimaprotesten gehören zu Svens Repertoire: Was auf die Straße kommt, soll progressiv sein, und vor allem Mut machen; das ist ihm wichtig.

Drei Prototypen hat er von seiner Kreidemaschine bereits entwickelt. Die vierte Version ist derzeit in Planung und diese soll so nahtlos funktionieren, dass es sich Sven vorstellen kann, die Kreidemaschine kommerziell anzubieten. Planung und Bau seien leider nicht so einfach, sagt er, ein gut eingestellter 3D-Drucker und Kenntnisse in Elektrotechnik müssten es schon sein. Bei der Steuerung der Maschinen vertraut Sven sogenannten Arduinos, das sind vereinfacht gesagt Mikrochips, die mit eigener, quelloffener Software ausgestattet sind. Zum Glück hat „der Kreider“ so einige Hilfen. Freunde und Familie packen gut mit an. Die Platinen, sagt er, wurden von seinem Bruder entworfen. Dieser konnte ihm auch bei der Softwareentwicklung helfen. Und Svens Frau hat ihm ein Python-Skript geschrieben, das jedes Bild zu einem perfekt optimierten Code konvertiert. Die meiste Zeit geht fürs Zusammenbauen, Verlöten und vor allem für die Optimierung und Fehlersuche drauf. Eine saubere Schrift mit Kreidepulver auf Asphalt oder Pflastersteine zu bringen, indem man ein eigens gebautes Gefährt hinter sich her zieht? Da ist klar, wie viele Versuche nötig sind, damit alles rund läuft. Am Ende reicht dann eine simple Web-App auf dem Handy, um die jeweilige Botschaft „zu kreiden“, sprich, als Steuerbefehle Zeile für Zeile an die Arduinos zu senden.

Kreidebotschaft

Eignet sich jeder Text für Svens Maschine? Jein. Je nach Anwendungsfall braucht es leichte Optimierungen. Darum hat er auch nicht nach seiner ersten Kreidemaschine aufgehört, sondern weitere Modelle gebaut. Je nach Maschine kann ein Buchstabe ca. 1,3 m hoch sein, je prägnanter also ein Text, desto geeigneter. Bei dem neuesten Gerät hat Sven den Fokus auf eine leichte Handhabung gelegt. Die Rollen hat er einem nicht mehr gebrauchten Rollator entnommen, und Rohre aus dem Baumarkt mit ca. 100 3D-Druckteilen verschraubt. Diese Kreidemaschine ist so leicht zu handhaben, dass sie bei den ersten Testläufen von Svens Kind bedient wurde.

Inhaltlich interessieren „den Kreider“ vor allem Demos für eine progressive Politik und mehr Umweltschutz. Deshalb geht er mit seinen Kindern regelmäßig zu Fridays-for-Future-Demos und ähnliche Veranstaltungen. Genutzt werden sollen seine Geräte aber auch bei weiteren Aktionen im öffentlichen Raum, auf Straßen und in Parks gleichermaßen. Und wer hier Probleme mit der Polizei befürchtet, dem kann man zumindest teilweise Entwarnung geben. Anders als Graffiti ist Kreide spätestens durch den nächsten Regen abgewaschen und stellt deshalb keine Sachbeschädigung dar. Aufpassen sollte man nur auf öffentlichen Straßen, wenn durch die Aktion an sich oder das anschließende Erscheinungsbild der Straßenverkehr beeinträchtigt wird.

Darf man Sven helfen? Absolut! Denn er möchte auf so vielen Demos wie möglich seine Mut machenden Botschaften unter die Leute bringen und freut sich über Vorschläge und kreative Ideen. Manchmal kommen die Themen quasi von selbst, wie etwa beim fünften Jahrestag des rassistischen Attentats in Hanau. Ende Februar schrieb Sven mit seiner Kreidemaschine die Namen der Ermordeten auf die Straße, außerdem „SAY THEIR NAMES“. Ansonsten freut sich „der Kreider“ über Ideen zu Anlässen und Demos, und vor allem über spannende Texte, die er kreiden kann. Alles, was im Raum Darmstadt und Frankfurt/Main stattfindet, ist von Interesse.

Zudem ist ja noch die Möglichkeit eingeplant, demnächst die vierte und am besten optimierte Version in Stückzahl > 1 herzustellen und zu verkaufen. Zu den neuesten Verbesserungen zählt die Geschwindigkeit, mit der gekreidet werden kann. Egal, ob man mit 2 km/h kreidet oder die Maschine ans Fahrrad bindet und mit 20 km/h fährt: Ohne Umstellung liefert sie nun ähnlich gute, verzerrungsfreie Ergebnisse. Ingenieurskunst hat natürlich seinen Preis; aber das besprecht ihr am besten direkt mit Sven. Interessierte Aktivist:innen oder Verbände dürfen sich bei ihm melden. Und abseits des aktivistischen Themenfelds könnten auch lokale Sportvereine, die etwa bei einem Straßenrennen Pfeile oder Warnhinweise auf die Straßen bringen müssen, Interesse haben. Alle Anfragen am besten direkt über Svens Bluesky oder an sein Threema: U8DRRE4R.

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